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Prokofjew Integral – 1. Konzert

20. Mai 2016 19:00

Das integrale Violinwerk in drei Konzerten
Zum 125. Geburtstag von Sergei Prokofjew (1891-1953)

Vorgetragen von Studierenden der Klasse Prof. Mintcho Mintchev (Folkwang UdK)

Briefmarke mit Sergei Prokofjew

Die international besetzte Violinklasse von Prof. Mintcho Mintchev schenkt uns dieses außergewöhnliche Konzertprojekt als Ausdruck ihrer langjährigen Verbundenheit mit Team und Publikum der Dorfkirche und aus Anlaß des 65. Geburtstages von Prof. Mintcho Mintchev. Am Klavier werden die Studenten wie immer von Frau Dozentin Marina Kapitanowa begleitet, die seit Jahrzehnten die Begleiterin von Prof. Mintchev und seinen Schülern ist.

Sergei Prokowfjew hat sein ganzes Leben lang immer wieder Werke für Violine komponiert. Daher gibt sein Violinwerk einen guten Überblick über seine gesamte kompositorische Entwicklung.
Das erste Violinkonzert D-Dur op. 19 entstand gleichzeitig mit der Symphonie classique in den Jahren 1916-1917. Es gehört zur expressionistischen Phase des Komponisten. Dies zeigt sich an der unkonventionellen Gruppierung zweier langsamer Sätze um einen schnellen Mittelsatz, in den tonal changierenden, ständigen Modulationen des Kopfsatzes, der ungewöhnlichen, teilweise polytonalen Harmonik und der expressiven Übersteigerung des Violinklanges, der bis in die höchsten Lagen geführt wird. Prokofjew ließ sich von dem polnischen Geiger Paul Kochanski beraten, um die Spieltechniken des Instrumentes voll auszuschöpfen. Hieraus resultieren immense virtuose Anforderungen an den Solisten, die das Werk in die Reihe der großen Violinkonzerte von Brahms und Tschaikowski stellt, deren Ausdruckfacetten es noch übersteigert.

Demgegenüber stellt das zweite Violinkonzert g-moll, das 1935 für den französischen Geiger Robert Soëtans komponiert wurde, ein Beispiel für die neoklassizistische Rückbesinnung dar, die in den 30er Jahren nicht nur für Prokofjew stilbestimmend wurde. Ungewöhnlich ist der unvermittelte Beginn mit der unbegleiteten Exposition des Hauptthemas durch die Solovioline. Klanglich ist das Werk deutlich lyrischer und auch harmonisch weniger komplex als das erste Konzert. Hingegen zeigt insbesondere der dritte Satz mit seinen ständigen Taktwechseln eine komplexe rhythmisch-metrische Faktur. Melodisch ist das Werk durch folkloristische Modelle geprägt, die in der Instrumentation durch den Einsatz von Kastagnetten und Trommeln hervorgehoben werden.

Schon 1920 hatte Prokofjew die experimentellen Fünf Lieder ohne Worte für textlose Sopranvokalisen und Klavier komponiert. Diese erwiesen sich aufgrund der Intonations- und Koordinationsprobleme aber als schwer aufführbar, so daß Prokofjew das Werk 1928 für Violine umarbeitete. Diese Version erfreut sich aufgrund ihrer expressiven Qualitäten und ihrer neoromantischen Faktur großer Beliebtheit.

1932 schrieb Prokofjew eine Sonate für zwei Violinen in C-Dur. Das Werk steht am Beginn seiner klassizistischen Phase und ist durch formale Klarheit und schlichte Melodik geprägt. Ähnlich wie in der späteren Klaviersonate C-Dur von 1947 erhält der Sonatenzyklus in der Coda des vierten Satzes durch eine zarte “dolcissimo” – Reminiszenz an das Hauptthema des ersten Satzes eine pointierte zyklische Geschlossenheit.

Die Komposition der Violinsonaten No. 1 f-moll wurde 1938 zwar vor der Violinsonate No. 2 D-Dur begonnen, aber erst nach dieser im Jahr 1946 vollendet. Tatsächlich handelt es sich um ein Werkpaar, das kontrastierend angelegt ist. Die erste Violinsonate folgt dem neoklassizistischen Modell einer viersätzigen barocken Sonata da chiesa und ist von Händel beeinflußt. Über sie schrieb Prokofjew: ” In ihrer Stimmung ist sie ernster als die zweite (Violinsonate). Der erste Satz (Andante assai), der einen strengen Charakter hat, könnte ein breit entwickelte Einleitung zum zweiten Satz, dem Sonaten-Allegro sein, der drängend und ungestüm ist, aber ein getragenes Seitenthema hat. Der dritte Satz ist langsam, weich und zart. Das Finale ist schnell und von komplizierter Faktur.” Aufgrund ihres ernsten und pathetischen Charakters wurden die langsamen Sätze auf Vorschlag von David Oistrach bei Prokofjews Beerdigung aufgeführt. Zweifellos spiegelt die Sonate die Not, Angst und Bedrängnis der Jahre des zweiten Weltkriegs wider.

Die zweite Violinsonate schrieb Prokofjew quasi als Zwischenprojekt während der Beschäftigung mit der ersten Sonate in den Jahren 1943 und 1944. Sie ist ein auffällig heiteres und lyrisches, manchmal auch humorvolles Stück. Darin mag die positive Wende ausgedrückt sein, die der Krieg in ihren Entstehungsjahren für die Sowjetunion nahm. Sie gehört zur klassischen Linie Prokofjews, die durch klare Formen, frische folkloristische Melodien, transparente Orchestration und heitere Vitalität geprägt ist. Ursprünglich entstand sie 1943 als Flötensonate, auf Anregung David Oistrachs arbeitete Prokofjew sie aber für Violine um. Seit der triumphalen Uraufführung im Jahr 1944 gilt die Violinfassung als Hauptversion.

Die späte Solosonate von 1947 stellt deutlich geringere technische Anforderungen als alle anderen Violinwerke. Prokewjef hatte sich vorgestellt, daß die Sonate unisono von mehreren Geigern gespielt werden solle, so wie es in seiner Zeit auch bei einigen Sätzen aus den Solosonaten und –partiten Bachs üblich war. In der Praxis allerdings avancierte das Stück zu einem beliebten Solowerk für Kinder und Jugendliche. In seiner dreisätzigen Anlage und ihrem barockisierenden Figurenwerk orientiert sich das Werk am Modell Bachs.

Details

  • Datum:
    20. Mai 2016, 19:00
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