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Vortrag Prof. Dr. M. Brzoska
Cage, Schnebel u.a.: Experimentelle Musik in USA und Deutschland

1. März 19:00

Der Begriff „experimentelle Musik“ bezeichnet jene zufallsgesteuerten und nicht-werkhaften Kompositionen, mit denen John Cage 1958 bei den Darmstädter Ferienkursen für Neue Musik in die mathematisch geordnete Welt der Serialisten einbrach, indem er mithilfe von Zufallsoperationen komponierte, die er aus dem chinesischen Orakelbuch Yi Jing übernommen hatte.

In der Folge etablierte sich auch in Deutschland experimentelle Musik als Alternative zur bislang vorherrschenden seriellen Kompositionstechnik. Ihr deutscher Hauptvertreter wurde Dieter Schnebel. Schnebel beschreibt experimentelle Musik als „Komponieren von vokalen und instrumentalen Aktionen“; von daher sind Berührungen zur Aktionskunst, zu Kunstformen wie dem Happening und zur Fluxus-Bewegung der 60er Jahre durchaus konstitutiv.

Der Vortrag analysiert einige Hauptwerke der experimentellen Musik anhand von Videomitschnitten aktueller Aufführungen, die ich in USA, Deutschland und Österreich erarbeitet habe.

Schnebel war ursprünglich Pfarrer und Religionslehrer, daher ist die theologische Bedeutung seiner Werke zentral; daß es sich bei vielen Werken um Kirchenmusik handelt, verdeutlichen schon Werktitel wie dt 31/6, Glossolalie, Missa est, AMN, Dahlemer Messe oder das erst posthum uraufgeführte Luther-Oratorium. Die Kirche bot denn auch einen oft einen Aufführungsraum für seine Werke. Auch in der Dorfkirche wurden mehrfach Werke von Schnebel aufgeführt; einmal hat er auch im Gottesdienst gepredigt. Aus einem dieser Konzerte wird der Vortrag ein Beispiel zeigen.

Der pädagogische Nutzen seiner Musik war Schnebel ein besonderes Anliegen; so ist beispielsweise sein Zyklus „Movimento für bewegliche Musiker“ mit Kindern jeglicher Altersgruppe unabhängig von deren instrumentalen Fähigkeiten oder musikalischer Vorbildung aufführbar. Dies dokumentiert ein anderes Konzert, das ich als Gastprofessor in Graz mit Beteiligung von Kindern aufgeführt habe.

Im Zentrum des Vortrages stehen jedoch Konzerte, die ich als Gastprofessor an der University of North Texas gegeben habe. Besonders spektakulär geriet hier die Aufführung von „Motor Vehicle Sundown“ von George Brecht (1960). Es handelt sich um eine Art Ballett für Autos, zu dem der Porsche Club of America das Corps de Ballet in Form von 9 Porsches aller Formen und Baujahre stellte. Wie vom Komponist vorgesehen, ist die Primaballerina ein Polizeiauto mit vielfältigen Sirenen und Blitzlichtern, das mir dankenswerterweise die Campuspolizei der UNT zur Verfügung stellte. Abgerundet wurde das Ensemble durch einen historischen Ford Model A von 1928. Vor dem vorgeschriebenen Sonnenuntergang erschien das Stück wie ein Abgesang auf die Verbrenner-Mobilität.

Datum: Samstag, der 01.03.2025, 19:00 Uhr
Eintritt: Eintritt frei, um Spenden wird gebeten
Projektverantwortlich: Matthias Brzoska

Details

  • Datum:
    1. März, 19:00
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